Immaterielles Kulturgut NRW
Henese Fleck
"schöne Sprache"
Der Henese Fleck ist eine Geheimsprache, die von Kiepenträgern, also fahrenden Händlern, aus Breyell genutzt wurde, um sich auf ihren Reisen untereinander zu verständigen.
Der Henese Fleck hat seinen Ursprung vermutlich in der Zeit der Teilung der Herzogtümer Kleve und Jülich-Berg kurz vor dem Dreißigjährigen Krieg oder aber in der Zeit des Krieges selbst, dem bis ins 19. Jahrhundert hinein wachsenden Schmuggel, und dem damit einhergehenden Bedarf nach einer Verständigungsmöglichkeit für Eingeweihte. Sie dürfte damit etwa 200 bis 300 Jahre alt sein. Die Sprache besteht aus einem älteren Teil, der sich vor allem in Personalpronomina und Zahlwörtern findet, und einem neueren Teil vom Ende des 18. Jahrhunderts, in dem die regionale Mundart, das Limburgische, als Quelle vorherrscht. Aus dem älteren Teil stammt auch die Bezeichnung: „Henes“ bedeutet „schön“, „gut“, „stark“ und Ähnliches, „Fleck“ (oder auch „Flick“) schlicht „Sprache“. Hier bestehen auch Verbindungen zu ähnlichen Sprachen des Großraums, der Händlersprache aus Maastricht und Heerlen (Overmaas), aber auch dem Bargundsch aus der Gegend um Brügge und Oudenaarde in Flandern sowie der westfälischen Tjötten-Sprache aus der Gegend von Ibbenbüren und Tecklenburg.
Eine statistische Analyse des Wortschatzes von rund 800 Begriffen ergibt eine überwiegende Herkunft aus dem Rotwelschen (75 %), gefolgt vom Limburgischen (30 % mit offensichtlich rund 5 % Unsicherheit oder Überschneidungen) und vereinzelten Anleihen aus anderen Sprachen, wie Französisch, Latein, Jiddisch und Tschechisch.
Auffallend ist, dass ihre Zahlwörter weder mit der Mundart noch mit dem in der Mehrzahl der Rotwelsch-Dialekte üblichen Jüdisch-Deutschen übereinstimmen und auch sehr große Zahlen benennen. Heenese Fleck und das umgebende Limburgische Platt ähneln sich in der Benutzung von Wohlklangslauten bei Geschlechtswörten vor bestimmten männlichen Hauptwörtern.
So heißt „Kennst Du den Mann?“ übersetzt „Holt Zinoetes dem Blag?“
Auf dem Weg zum UNESCO Weltkulturerbe
Der Henese Fleck ist mirt weiteren historischen Geheimsprachen im April 2024 vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen als „Immaterielles Kulturerbe“ anerkannt worden.
Das Antragswerk, das unter dem Titel „Rotwelsch-Dialekte als Träger kultureller Ausdrucksformen in der Gegenwart“ im Herbst 2023 eingereicht wurde,wurde von der zuständigen Landesjury für das Immaterielle Kulturerbe angenommen und als rundum „gelungen“ gewürdigt.
Dem Bescheid des Ministeriums zufolge werden „die Rotwelsch-Dialekte als Träger kultureller Ausdrucksformen in der Gegenwart in das Landesinventar eingetragen. Außerdem hat das Land Nordrhein-Westfalen die Kulturform für das Bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes nominiert“.
https://igs-sondersprachenforschung.de/
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